Projektbeschreibung

< Part 1 >  Infokampagne für potentielle Einwanderer

Eine Anfang Oktober 2002 in Kraft getretene Verordnung des österreichischen Innenministeriums hat die Situation der Asylsuchenden in Österreich dramatisch verschärft. Flüchtlingen aus bestimmten Ländern bekommen keine Bundesbetreuung mehr, d.h. keine Unterkunft, keine Verpflegung und keine medizinische Betreuung - bei gleichzeitigem Arbeitsverbot. Das ab Mai 2004 in Österreich geltende Asylgesetz verschärft die Situation weiter durch menschenrechtswidrige Bestimmungen wie z.B. die Möglichkeit der Abschiebung von Flüchtlingen trotz laufendem Berufungsverfahren.

Obdachlosigkeit von AsylwerberInnen, Schubhaft von Minderjährigen, nächtliche Abschiebungen von Schwangeren und Übergriffe der staatlichen Organe häufen sich. Marcus O. wurde bei der Abschiebung erstickt, Cheibani W. starb durch Mißhandlungen bei der Festnahme, Imre B. wurde bei einer Hausdurchsuchung erschossen, ....

Die Agentur "no_milk///no_honey" wurde von Social Impact am 21. Oktober 2003 in Graz gegründet, um mit unkonventionellen Methoden diese Zustände zu thematisieren. Die Agentur besteht derzeit aus 26 ehrenamtlichen Mitgliedern, die aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen kommen. Im Zentrum der Aktivitäten steht eine Infokampagne, die vorgibt das Innenministerium zu unterstützen und sich an ÖsterreicherInnen und TouristInnen als MultiplikatorInnen wendet.

ÖsterreicherInnen die eine Auslandsreise antreten werden ersucht, die Infomaterialien an ihren Urlaubsorten weiter zu geben, ausländische Gäste in Österreich werden ersucht, die Infomaterialien in ihr Heimatland mitzunehmen. Damit wir der Versuch unternommen, eine grössere Zielgruppe mit Informationen zu versorgen, wie es mit konventionellen Kampagnen möglich wäre. Durch das scheinbare Korrelieren von Aufmachung und Inhalt wird erst durch die Auseinandersetzung mit dem Inhalt dessen Indifferenz ersichtlich und eine persönliche Positionierung herausgefordert.

Die Erstauflage des Folder von 4.000 Stück wurde folglich an Orten wie Flughafen Graz, Hauptbahnhof Graz oder Touristenmagneten wie Kunsthaus oder Murinsel verteilt. Alle EmpfängerInnen der Broschüre sind gezwungen sich zu positionieren, indem sie entweder das in der Broschüre gezeichnete Österreichbild weitertransportieren oder die Broschüre verschwinden lassen und damit auch die geschilderten Übergriffe mitverschweigen helfen. Egal wie sie handeln, eine Positionierung ist unumgänglich.

Gerade im Kontext der Kulturhauptstadt Graz mit ihrer Bemühung um Selbstdarstellung und Identitätsproduktion ist die Arbeit der Agentur "no_milk///no_honey" von besonderer Bedeutung und Brisanz.

Projektteam < Part 1 > :
Andreas Brandstätter, caro, Daniela Deutsch, Hermi + Ria Grabner, Mr. Ryan Hard, Aloisio Huber, Laila Huber,
Petra Kickenweitz, Ulli Leikermoser, Franziska Leitinger, Christian M., Mathias, Angelina Morhart, Bettina Musger, ana nanda, Friwella Paples, Eva Rasky, Röha, Ludwig Rosenlechner, Harald Schmutzhard, Walter Seidl, Stefan, Ernst Floh Strasser, Karin T., Robert Tendl

Öffentliche Plenarsitzung der Agentur no_milk///no_honey

Dispenser mit Infofolder an der Tankstelle Richtung Slowenien

Folderverteilung am Flughafen Graz

Die Agentur no_milk///no_honey
als Bestandteil der Ausstellung takeOFF 2

< Part 2 >  Sommerkollektion "Austria. Waits for You!"

Ziel der Aktion „Sommerkollektion“ ist es, Informationen zu Übergriffe gegen ausländischen MitbürgerInnen der Altersgruppe der 16-30 Jährigen nahe zu bringen. Basierend auf dem Slogan des österreichischen Fremdenverkehrsverbandes aus dem Jahre 2003 und eigens entwickelten Piktogrammen werden die Tötungen durch österreichische Beamte thematisiert.

Produziert werden T-Shirts (verschieden Farben und Modelle), Badetücher, Badeanzüge, Sonnenhüte, Frisbees und Luftmatratzen mit entsprechenden Aufdrucken und Verweisen auf die Homepage, auf der nicht nur ein Webshop zu finden ist, sondern auch umfassende Informationen zu den Tötungen.

Vertrieben wird die Sommerkollektion österreichweit von SubunternehmerInnen aus dem Bereich Kultur und NGO´s wie z.B. Beratungs- einrichtungen, Infoläden, Kulturvereinen, Sozialvereinen, kirchliche Organisationen, MigrantInnenorganisationen, Friedensbüros, ÖH-Referate, ……

Die SubunternehmerInnen erhalten die Produkte zum Selbstkostenpreis, der empfohlene Verkaufspreis sichert Ihnen eine Gewinnspanne zwischen 4,-- und 5,-- Euro pro Stück. Die Qualität der Produkte ist erstklassig, über die relativ hohe Gewinnspanne wird ein großer Anreiz geschaffen werden, als SubunternehmerIn tätig zu werden. Die empfohlenen Verkaufspreise der Artikel liegen im Bereich der üblichen Verkaufspreise von Textilgroßhändlern. Dies wird vor allem dadurch erreicht, dass die Agentur no_milk///no_honey ehrenamtlich arbeitet und keinen Gewinn erwirtschaftet. Dadurch kann der konkurrenzfähige Verkaufspreis gehalten werden und eine große Reichweite der Aktion gesichert werden.

Zusätzlich finden Verkaufsausstellungen und Präsentationen im Kunstkontext statt, in Galerien, Museumsshops und anderen Kulturinstitutionen. Damit werden die Inhalte der Informationskampagne auch in die Kunstlandschaft getragen und dem Kunstpublikum nahegebracht. Weiters werden von der Agentur no_milk///no_honey in Kooperation mit Kulturinstitutionen Podiumsdiskussionen, Lesungen u.a. veranstaltet.

Gleichzeitig mit Verkaufstart der Sommerkollektion wird ein Gewinnspiel gestartet. Jede Person, die einen der Merchandising-Artikel im Urlaub benützt und ein aussagekräftiges Fotos an die Agentur "no_milk///no_honey" schickt, nimmt an der Verlosung folgender Preise teil:

1. Preis: Flugreise nach Barcelona
2. Preis: Fototapete mit Südseestrand
3. Preis: Aufblasbare Schwimminsel mit Palme

Jede KäuferIn eines Artikels der Kollektion - egal ob über Katalog, Webshop oder Subunternehmen - erhält eine Postkarte mit den Gewinnspielbedingungen und einen Beipackzettel, der Informationen zu den Tötungen und Übergriffen enthält.

Projektteam < Part 2 > :
Daniela Deutsch, Aloisio Huber, Laila Huber,
Petra Kickenweitz, Ulli Leikermoser, Angelina Morhart, Friwella Paples, Ludwig Rosenlechner, Harald Schmutzhard

Wir danken unseren KooperationspartnerInnen:
X-net   (EDV-Consulting & Netzwerktechnologien, Linz)
Ideal Hostel   (Barcelona)
KiG!   (Kultur in Graz)
BAODO im NIL   (Graz)
Galerie Hofkabinett   (Linz)
superart   (Linz)
Land Steiermark, Soziales
Kulturamt der Stadt Linz

Verkaufsausstellung in der Galerie Hofkabinett Linz;
inkl. nächtlichem Gassenverkauf an Nachtschwärmer

Gewinnspiel der Agentur "no_milk///no_honey";
als Hauptpreis winkt eine Städtereise nach Barcelona

ausgewähltes Piktogramm der Sommerkollektion "Austria. Waits for You!"

einzelne Artikel der umfangreichen Sommerkollektion;
siehe Merchandising (button) im Header dieser Webseite

< Part 3 >  Notpalast - mobiler kostengünstiger Wohnshelter auf Rädern für obdachlose Flüchtlinge

Mediale Berichterstattung und parteipolitische Agitation haben das fremdenfeindliche Klima in Österreich kontinuierlich verschlechtert. In diesem Umfeld ist es ein leichtes, ein menschenrechtswidriges Asylgesetz zu beschließen, bzw. EU-Richtlinien zur Versorgung von Flüchtlingen nicht einzuhalten.Derzeit erfüllen 6 Bundesländer ihre Aufnahmequote nicht, daher sind weiterhin viele Flüchtlinge nicht versorgt und damit ohne Unterkunft, ohne Krankenversicherung und ohne finanzielle Unterstützung. Alleine das Flüchtlingsprojekt Ute Bock betreut derzeit mehr als 1.000 obdachlose Flüchtlinge in Wien.

Sind Flüchtlinge in die Bundesbetreuung aufgenommen worden, müssen sie oftmals jahrelang in Massenquartieren auf ihren Asylbescheid warten. Die Hausordnung verbietet oftmals den Besuch von FreundInnen oder PartnerInnen, selbst der Besitz eines Handys hat in Einzelfällen dazu geführt, dass für Flüchtlingen die Grundversorgung verloren.
 
Die anlässlich SOHO in Ottakring 2005 in Wien gegründete Filiale Wien der „Agentur no_milk///no_honey“ hat es sich zum Ziel gesetzt, die oben geschilderten Lebensumstände von Flüchtlingen in Österreich zu thematisieren.

Unter dem Label „Notpalast“ wurde das Modell einer Notunterkunft entwickelt, das zumindest befristet die Ärgsten Auswirkungen von Obdachlosigkeit mildern könnte. Mit Hilfe dieses Prototypen einer mobilen, kostengünstigen Notunterkunft auf Rädern wird versucht, Öffentlichkeit für die Lebenssituation von Flüchtlingen in Österreich zu gewinnen.

Folgende Aktionsformen werden verwendet:

- „Probe_Wohnen“: An prominenten öffentlichen Plätzen werden PassantInnen zum Testen des Notpalastes eingeladen und um ihr Feedback zum Prototypen ersucht. Das Setting mit Campingmöbel, Kaffe, Kuchen und Plastikpalmen ergibt ein ansprechendes Ambiente, um mit Laufpublikum zu kommunizieren.

- „Schau_Bauen“: Ein Notpalast wird in einem Ausstellungsraum gebaut um damit Einblick in Aufbau, Konstruktion und notwendige Arbeitsmaterialien zu gewähren

- „Einweihungsfest“: Anlässlich der Übergabe eines Notpalastes an seinen zukünftigen Benützer wird eine Party im Gemeindewald von Ottakring organisiert - mit Musik, Grillen, Bier, .....

Infoflyer und Postkarten informieren über Obdachlosigkeit von Flüchtlingen und die Wohnsituation in Flüchtlingsheimen und Massenquartieren, ein Manual zum Selbstbau eines Notpalastes wird während des Festivals SOHO in Ottakring produziert. In weiterer Folge könnten Workshops angeboten werden, bei denen Interessierte unter fachkundiger Anleitung ihre eigenen Notpaläste bauen können.

Das Design-Konzept des Notpalast wurde von Barbara Pitschmann entwickelt.


Projektteam < Part 3 > :
Andrea, Barbara, Berit, Christoph, Clemens, Doris, Hannes, Harald, Jetti, Jolanda, Karina, Karin, Michael, Robert

Wir danken unseren UnterstützerInnen:
SOHO in Ottakring 05
X-net, EDV-Consulting & Netzwerktechnologien
Weltladen Wien
Wien Kultur

AktivistInnen der Filiale Wien

Mit dem Notpalast unterwegs quer durch Wien - zusammengeklappt bequem von einer Person zu schieben

Ausgeklappt bietet der Notpalast bequem Platz für eine Person

Probe_Wohnen im Park zwischen Naturhistorischem und Kunsthistorischem Museum